Auf dem Schulweg am Panzer vorbei
Rodinger Realschüler sporteln in der Bundeswehrhalle – Bisher nur gute Erfahrungen auf beiden Seiten
Einen alles andere als alltäglichen Schulweg haben derzeit die Rodinger Realschüler, wenn es zum Sportunterricht geht: Mit dem Bus geht es zur Bundeswehr-Kaserne und auf dem Gelände dort dann ganz nach oben zur Sporthalle – da kann es dann auch schon mal an einem Panzer vorbeigehen. Während die Halle der Realschule und das darunter liegende Kreishallenbad zwei Jahre lang generalsaniert werden, hat die Schulleitung um Direktor Alexander Peintinger diese kreative Lösung gefunden, die bisher ohne Probleme abläuft. „Ein echter Glücksfall für uns“, sagt der Schulleiter.
„Sport unheimlich wichtig“
„Für die Kinder und Jugendlichen sind der Sport und die Bewegung unheimlich wichtig“, sind sich Peintinger sowie die Bundeswehr-Offiziere Thomas Zimmermann und Alexander Tag einig. Auch der Standortälteste Tobias Gößlbauer sei extrem entgegenkommend gewesen, berichtet Peintinger, der sich dafür dankbar zeigt: „Es ist ein freiwilliges Angebot und auch für die Bundeswehr mit logistischem Aufwand verbunden.“ Die Kooperation zeige auch, wie gut die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in Roding funktioniere. Kontakte habe es schon vorher regelmäßig gegeben, unter anderem beim Neujahresempfang oder Abschlussfeiern. Dass der Bitte aber in dieser Form entsprochen wurde, hat Peintinger positiv überrascht: Die Bundeswehr, die mit etwa 700 Soldaten in Roding vertreten ist und die Halle deshalb auch oft selbst benötigt, schichtet so um, dass die Schüler die Halle an allen Wochentagen außerhalb der Ferien von 10.15 bis 12.30 Uhr nutzen können – „optimal für uns“, findet Peintinger. Für die Kinder sei es am Anfang spannend gewesen, zum Sport in die Kaserne zu fahren, mittlerweile sei es bereits zur Normalität geworden – trotz anderer Regeln als auf dem Schulgelände. So herrscht auf dem Areal absolutes Fotografierverbot. Außerdem müssen die Erwachsenen ihre Ausweise an der Pforte abgeben, für die Schüler gibt es Listen. Der Bus fährt Kinder und Lehrer dann bis vor die Halle und holt sie dort später wieder ab. „Es ist eine pragmatische Lösung“, findet Zimmermann. So könne bei der Wache ein kompletter Bus in einer Minute „abgefertigt“ werden und die Regeln der Bundeswehr würden trotzdem eingehalten. Bisher funktioniere alles völlig reibungslos, sind sich die Bundeswehr-Offiziere und Peintinger einig. Dass die Schüler mit dem Bus direkt zur Sportstätte gefahren werden, sei aus zeitlichen Gründen wichtig. Mit Marschieren würde es schwierig, da die Schüler pünktlich zurück sein müssten, um den Bus nach Hause nicht zu versäumen. In der Bundeswehrhalle, die in einem sehr guten Zustand ist, fänden sich beste Bedingungen vor, berichtet Sportlehrer David Englram. Handball-Tore, Kletterwände, Matten, Basketballkörbe, Markierungen für viele Sportarten auf dem Parkett − es sei (fast) alles da, was benötigt werde. Der Rest, etwa verschiedene Bälle oder Leibchen, wurde von der Realschule mitgenommen und in der Bundeswehr-Halle deponiert. Da die Ausweichstätte deutlich größer ist als die Halle der Realschule, können zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet werden, erklärt Peintinger, was zur Folge habe, dass nur sehr wenig Praxis-Unterricht entfallen müsse. „Es trifft in den Jahrgangsstufen im Monat jeweils eine Klasse wöchentlich“, berichtet er, diese erhalte dann etwa Theorie-Unterricht oder gehe Wandern. „Wir haben dank der Bundeswehr eine gute Lösung gefunden, so können wir etwa auch eine realistische Sport-Note ermitteln“, sagt er. Zudem gibt es noch ein besonderes „Zuckerl“: Die Realschule darf die Halle eine ganze Woche lang pro Schuljahr zur Leistungserhebung nutzen, informiert Peintinger. Die Kontakte zwischen den Schülern und den Bundeswehr-Soldaten begrüßen er und die Offiziere ausdrücklich: „Die Kinder sehen so, dass bei der Bundeswehr ganz normale Leute sind.“ Für die Bundeswehr sei es auch etwas Werbung, so Zimmermann und Tag, es würden Vorurteile abgebaut.
Keine Eltern-Einwände
Dass das Zusammenwirken mit der Bundeswehr und deren Ruf in Roding sehr gut seien, hat Peintinger auch dadurch festgestellt, dass es keine einzige Beschwerde von Eltern gegeben hat, als der Vorschlag mit dem Schulsport in der Bundeswehr-Halle kam, „das hat mich positiv überrascht.“ Für dieses und das nächste Schuljahr gilt die bestehende Lösung, danach sollen die Realschüler zum Sport nach dem bestehenden Zeitplan der Sanierung in die angestammte Halle zurückkehren. Sollte es Verzögerungen geben, steht wohl auch einer weiteren Kooperation, die wohl in dieser Form bayernweit einmalig ist, nichts im Weg.
(Quelle: Bayerwaldecho vom 04.12.2023)